Aus der katholischen Zeit, d.h. aus der Zeit vor 1517, dem Beginn der lutherischen Revolution, ist für Sundhausen nur der Name des Priesters Jervinus Meinfried aus dem Jahre 1347 bekannt.
Der erste bekannte evangelische Pfarrer in Sundhausen war Johann Reuter. Er ist hier für das Jahr 1535 bezeugt.
Pfarrer Johannes Valentius Löseken war, bevor er nach Sundhausen kam, Rektor in Wernigerode. Er amtierte hier 1626 bis 1644.
Pfarrer Christoph Rein, der nach Sitte der studierten und gelehrten Herren seinen Namen die gelehrte Form Christopherus Rhenius gegeben hatte, war hier vom 29.10.1645 bis zu seinem Tode 1648 tätig.
Pfarrer Andreas Lutzig, der sich Lucius nannte, kam aus Kelbra und wurde hier am 24. Sonntag nach Trinitatis 1648 ordiniert. Er starb in seinem 60. Lebensjahre am 20.8.1681. Es heißt über ihn: „Mittags ist der wohlgeehrte, wohlachtbare und wohlgelehrte Herr Andreas Lutzig, der in die 30 Jahre treuer fleißiger Seelsorge gewesen, allhier in dem Herrn selig entschlafen. Sein entseelter Körper ist am 26.8. in der Kirche vor dem Altar nach christlichem Gebrauch beigesetzt worden.“ Er hat sich um das Sundhäuser Kirchenbuch verdient gemacht.
Benjamin Scheitemantel aus Frankenhausen war vorher Pastor in Güntzerode gewesen und wurde im Advent 1681 hier eingeführt, starb aber schon am 29.1.1682. Danach hat er hier keine zwei Monate amtiert. Vielleicht war er das erste Pestopfer in Sundhausen.
Joachim Beustershausen aus Hildesheim wurde am 26.1.1683 in Stolberg ordiniert, d.h. vom Konsistorium in Stolberg in sein Sundhäuser Pfarramt eingesetzt. Er war der Nachfolger des Benjamin Scheitemantels, und zwar von 1683 bis 1721, also war er hier 38 Jahre im Amte. – An anderer Stelle des Kirchenbuches heißt er Johann Bustershausen, der aus Uthleben kam.
Pastor Johann Wilhelm Wiemann kam 1742 aus Udersleben nach Sundhausen und starb 1780 im Alter von 70 Jahren.
Von 1781 bis 1806 hieß unser Pfarrer Ehrenreich Karl Christian Karthäuser (auch Cartheuser geschrieben). Er stammte aus Kelbra und wurde am 10. Sonntag nach Trinitatis vom Generalsuperintendenten hier eingeführt. Pastor Karthäuser war, 59 Jahre alt, bereits am 19.4.1806 an Nervenfieber gestorben. Unser Pfarrhaus, das damals baufällig war, scheint bei der Verwüstung durch die Franzosen so gelitten zu haben, daß der aus Breitenstein kommende neue Pastor Johan Paul Müller mit seiner Familie erst hierher zog, nachdem unser Pfarrhaus 1807 und 08 neu gebaut worden war.
Von Pastor Johann Paul Müller (1806 – 1835) schrieb einer seiner Enkel an Pastor Sachtleben 1934:
Mein Großvater war 1770 geboren als Kind armer Eltern. Der Graf von Stolberg ließ ihn studieren. Er übernahm die Pfarrstelle in Sundhausen 1806, konnte aber zuerst nicht im Pfarrhause wohnen, da das alte Haus abgerissen wurde. Meine Großmutter war die Tochter des Pfarrers Metzler in Urbach. Sie war eine kleine, sehr bewegliche und immer tätige Frau. Mein Großvater hatte sich bei der Abhaltung der Weihnachtsgottesdienste in der kalten Kirche 1835 eine Lungenentzündung zugezogen und starb daran, 65 Jahre alt. Beim Tode des Großvaters hatte sein ältester Sohn Fritz gerade sein theologisches Examen bestanden. Er übernahm die Konrektorstelle in Stolberg und dann die Pfarrstelle in Hayn im Harze. Dort nahm er seine Mutter und zwei Geschwister zu sich. Das eine dieser beiden Geschwister ist mein Vater. Er war Oberstudienrat in Erfurt. Er hat mir aus seiner Sundhäuser Kindheit erzählt, daß ihn der Großvater oft auf den Boden des Pfarrhauses geführt und ihm dort Irrlichter gezeigt habe. Nach dem plötzlichen Hinscheiden des Großvaters befand sich die Großmutter mit ihren unversorgten Kindern in bedrängter Lage, sie bekam ihr Witwengehalt nicht und stieß überall auf Ablehnung. Da riet man ihr, nach Berlin zu reisen und dem König Friedrich Wilhelm III. (der 1797 – 1840 regierte) persönlich ein Gesuch zu überreichen. Da eine ihrer Töchter in Berlin lebte, entschloß sie sich dazu. (Damals gab es noch keine Eisenbahnen.) Dort stellte sie sich an der Treppe des Schlosses auf, wo der König regelmäßig herunterkam, um seine Spazierfahrt zu unternehmen. Der König kam. Von dem Anblick der Majestät überwältigt, war die kleine Frau in die Knie gesunken. Der König schritt sofort auf sie zu, hob sie auf und sagte in seiner kurzen Art zu ihr: „Nicht knien, nicht knien ! Nur vor Gott !“ Das Gesuch nahm der Adjutant in Empfang und siehe, es hatte Erfolg. Meine Großmutter war 1788 geboren; sie starb 1879, 90 Jahre alt.
Im Jahre 1816 richtete Pastor Paul Müller folgendes Gesuch an die preußische Regierung in Merseburg:
Ich Endesunterzeichneter bin Prediger in dem kleinen Dorfe Sundhausen (350 Einwohner), das ehemals zu dem Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt gehörte, nunmehr aber der Königlich Preußischen Monarchie einverleibt ist. Im Jahre 1806 wurde mir die hiesige Predigerstelle von Seiner Hochgräflichen Gnaden, dem hochgeborenen Grafen H. Johann W. Christoph, regierenden Grafen zu Stolberg-Roßla, übertragen. Bei der Annahme meines Amtes wurden mir wie gewöhnlich alle Rechte, Gerechtsame, Emolumente (= Nutzungen) usw. meiner Amtsvorgänger zugesichert. Auf Treu und Glauben nahm ich die Stelle an. Zufolge von zwei alten bei den Kirchenakten befindlichen Nachrichten von 1602 und 1611 sollen 4 Hufen Land (rund 120 Morgen) bei dieser Pfarre sein, von denen aber nach einer genau angestellten Untersuchung nur 68 Acker vorhanden waren. Es waren 52 Acker auf irgendeine Weise davon abgerissen und verschwunden. Nun hatte die Kirche (abgesehen vom Pfarrbesitz) eine halbe Hufe Land zu ihrem Eigentum. Meine Amtsvorgänger hatten zu undenklichen Zeiten bei dem hochlöblichen Konsistorium in Frankenhausen nachgesucht, ihnen die halbe Hufe Kirchenland als Entschädigung für jene abhandengekommenen 52 Acker um eine geringe und mäßige Pacht von 5 Talern und 6 Groschen an die Kirche in Nutzung und Nießbrauch zu geben. Als im Jahre 1785 die hiesige Kirche neu erbaut werden sollte, bewilligte das Konsistorium eintausend Taler zu diesem Bau aus dem Kirchenarchiv. Und als 1806 bis 1807 eine neue Pfarrwohnung erbaut wurde, erbaute sie die Gemeinde aus ihren eigenen Mitteln, ohne es sich beifallen zu lassen, das Kirchenland dieserhalb in Anspruch zu nehmen, weil der Prediger auf die Nutznießung angewiesen war. Denn wenn die halbe Hufe verpachtet wird, wie kann der Prediger, besonders mir einer zahlreichen Familie, in seinem Stande gemäß leben, und wenn zwei Drittel der hiesigen Ländereien so schlecht beschaffen ist, daß man, wie alle sachverständigen Oekonomen bezeugen können, besonders in unfruchtbaren Jahren kaum etwas mehr als den ausgestreuten Samen einerntete. Die Besoldung des Predigers aus dem Kirchenschatz beträgt 1 Taler 13 Groschen. Von der Gemeinde erhält er gar nichts, nur die wenigen Zinsfrüchte, deren größten Teil er aus Uftrungen erhält. Sie sind meist so schlecht, daß sie fast gar nicht zu gebrauchen sind. Bei solcher Bewandnis dieser Umstände habe ich das feste Vertrauen zu der Gerechtigkeitsliebe der Königlich Preußischen hochlöblichen Regierung, daß sie mir die Nutznießung bis an meinen Tod zugesteht. Ich habe die hohe Ehre, mich zu unterzeichnen, Johann Paul Müller, Pfarrer.
1820 verordnete das Stolbergische Konsistorium im Auftrage der Preußischen Regierung in Merseburg, daß allerorts ein Konfirmationsverzeichnis anzulegen sei. Konfirmation oder Glaubensgelöbnis und Schulentlassung (nach 8 Schuljahren) waren von da an wenigstens 110 Jahre lang gleichbedeutend.
Dem Pfarrer Müller folgte 1836 Pfarrer Friedrich Loebe. Er soll sich viel mit Politik beschäftigt haben, wodurch er sich die Zuneigung der Dorfbewohner verscherzte. Schon 1842 ließ er sich deshalb nach Auleben versetzen.
Sein Nachfolger war Pastor Fischer, der hier von 1842 bis 1860 amtierte.
Die Pfarrer wurden damals größtenteils mit Naturalien bezahlt. Pastor Fischer erhielt z.B. von der halben Hufe Kirchenland 12 Scheffel Roggen, von dem Ilfeldschen Stiftsgute, das Engelmann in Pacht hatte, einen Scheffel Roggen und von der großen Werthermühle bei Nordhausen, wahrscheinlich heute „Darre“ genannt, 12 Scheffel. Es sollen im Ganzen 36 Scheffel Roggen gewesen sein. Außerdem bekam er von dem Anspänner Ehrhardt in Uftrungen 29 Taler und aus Sundhausen von jedem Gutsbesitzer, von jeder der beiden adeligen Schäfereien und von jedem Hauseigentümer zwei Neujahrsbrote. Das waren im Ganzen 90 Brote. Von den Sundhäuser Gütern bekam der Pfarrer zu Neujahr auch 20 Würste.
Seit 1869 amtierte in Sundhausen der Pastor Glöckner. Seine Frau war die Tochter seines hiesigen zweiten Amtsvorgängers.
Im Oktober 1885 wurde Pastor Glöckner, der hier 16 Jahre amtiert hatte, nach Uthleben versetzt. Man schenkte ihm zum Abschied ein Sofa und zwei Sessel.
Am 30.8.1885 wurde der Nachfolger Pastor Robert Richter gewählt. Dieser wurde am 14.10.1885 von der Gemeinde festlich empfangen und beschenkt und am 18.10. feierlich in sein Amt eingeführt.
Pfarrer Richter verließ nach 25-jähriger Amtstätigkeit Sundhausen am 1.10.1910.
Das Vikariat wurde dem Pfarrer Kirsten in Uthleben übertragen. Die Pfarrvakanz dauerte über ein Jahr, da der sich bewerbende Pfarrer wieder abschrieb.
Nun wurde Pfarrer Stolze in Großballhausen bei Langensalza gewählt. Am 15.10.1911, das war am ersten Kirmestag, hielt er die Probepredigt, und am 28.12.1911 zog er mit seiner Familie hier ein. Er wurde vom Kirchenrat, den Schulkindern und ihren Lehrern und den Ortsvereinen mit Fahnen an der Flurgrenze feierlich empfangen und auf dem Pfarrhofe nochmals willkommen geheißen. Am 14.1.1912 wurde er durch Konsistorialrat Richter aus Stolberg im Gottesdienst in sein Amt eingeführt. Im Stierwaldschen (später dem Angelsteinschen) Gasthof (jetzt HO = Handels - Organisations - Gaststätte genannt) beim Schenksteg an der Helme fand ein Festessen statt. Der 49-jährige Ortspfarrer Stolze stellte sich, weil bei der Feldgeistlichkeit vor der Hand kein Bedürfnis war, infolge Aufforderung der Militärbehörde mit Genehmigung des Konsistoriums in Stolberg als früherer Reserveoffizier zum Dienst mit der Waffe freiwillig zur Verfügung. Am 11.9.1914 verließ er Sundhausen. Bis 1.2.1916, also rund 17 Monate, leistete er in Magdeburg Heeresdienst als Ausbildungsoffizier, zuerst im 1. Ersatzbataillon des Infanterieregiments Nr. 66, danach als Oberleutnant und Kompanieführer in einem Ersatzbataillon des Infanterieregiments Nr. 26. In seinem Pfarramt wurde er durch den Uthleber Pfarrer Kirsten vertreten, aber zu den kirchlichen Festen nahm er regelmäßig Urlaub und vollzog seine Pfarrerspflichten selbst. Am 31.1.1916 wurde er auf sein Gesuch aus dem Militärdienst entlassen und übernahm am 15.2.1916 sein Pfarramt wieder. Am 29.9.1916 wurde er zum ersten Pfarrer in Clöden bei Prettin gewählt. Am 2, Weihnachtstag 1916 heilt er in Sundhausen seine Abschiedspredigt.
1917 mußte die Sundhäuser Pfarrstelle neu besetzt werden. Pastor Karl Sachtleben (geb. 10.04.1872 Nordhausen gest. 16.05.1949 in Sundhausen) aus Elversdorf bei Stendal hielt am Sonntag nach Ostern seine Probepredigt und wurde am 13.5.1917 vom Sundhäuser Kirchenrat gewählt. Am 26.8.1917 wurde er durch Konsistorialrat Pfitzner in sein neues Amt eingeführt. Nach dem Gottesdienst wurden ihm die Vermögensstücke der Pfarrstelle übergeben. Sein Umzug kostete, da der Krieg die Geldentwertung beginnen ließ, 1033 Mark. Die Gemeinde trug davon 450 Mark, und das Konsistorium zahlte ihm außerdem einen Zuschuß. Auch wurde ihm der Erlös aus der Pfarrgartenpachtung zugesprochen.