Wegen einer Schuldforderung ging die Burg Sundhausen mir ihrem Rittergut von dem Domherren zu Halberstadt Ludwig von Bieren über in den Besitz des schwedischen Adeligen Oberleutnant Johann Dietrich Wagner. Der Name Wagner wird in Schweden gesprochen Wangner. Die Familie Wagner rechnet den Ritter Balthasar von Sundhausen zu einem ihrer Ahnherren weiblicherseits. Eine Frau Karin von Rosen geborene Karlsburg, die um 1890 in Sundhausen als eine der letzten Karlsburger geboren sein muß, wollte um 1935 von ihrem Verwandten, dem Grafen von Rosen in Schweden, die „Ritterhausaufzeichnungen“ über einen Karl Gustav Wagner von Karlsburg ihrer Mutter nach Deutschland mitbringen. Es ist darüber aber weiter nichts bekannt geworden. Der genannte Karl Gustav Wagner scheint der einzige Wagner mit dem Vornamen Karl gewesen zu sein, und somit muß er der Ahnherr sein, auf den der Name Karlsburg für die Burg Sundhausen zurückgeht.
Der zuerst genannte Johann Dietrich Wagner scheint derselbe zu sein, der in anderen Urkunden nur der „Edle Dietrich Wagner“ heißt Er war Amtmann der Abtei Walkenried. Von ihm schreibt der Nachfahre Ernst Friedrich von Karlsburg, der wahrscheinlich der letzte Sundhäuser Burgherr aus der Familie Wagner etwa bis zum Jahre 1900 war, folgendes:
„Ich mutmaße, daß er im Westfälischen geboren wurde. 1641 ist er bei den Grafen von Hohenstein-Sayen als Hofmeister im Dienst gestanden und hat hierbei das Amt Lohra mit verwaltet. Er war verheiratet mit Anna von Eldingen und dann mit Anna Sophie Schönebeck. Deren Sohn war Bodo Dietrich, der 1650 geboren wurde. Amtmann Dietrich Wagner in Walkenried kaufte 1655 von Ludwig von Bieren, dem Domherren zu Halberstadt, die Güter Sundhausen und Hayn. Er hat sein Leben beschlossen in Sundhausen im Alter von 59 Jahren und liegt im Erbbegräbnis unter dem Turm begraben. Von ihm stammt die lange Reihe der Herren von Carlsburg.“ – Die Schreibweise dieses Namen mit „C“ wurde auch von der Nachfolgefamilie, den Schreibers, beibehalten, also bis 1945.
Bodo Dietrich Wagner war braunschweigischer Gardekapitän und heiratete am 6.7.1680 ein Fräulein von Lenzen, Tochter des Kanzleidirektors zu Frankenhausen. Sie schenkte ihm am 9.1.1682 eine Tochter, die zwei Tage später von dem Superintendenten zu Bleicherode, dem Bürgermeister zu Nordhausen und noch anderen Paten zur Taufe getragen und Susanne Maria Juliane genannt wurde. Die Mutter dieses Kindes verstarb bald, und der Vater vermählte sich 1685 in zweiter Ehe mit der „wohledlen hochehrbaren tugendbelobten Jungfrau Elisabeth Dorothea Schrader in seinen hochadligen Rittergute.“ Von dieser Frau stammen die beiden Brüder Johann Friedrich und Bodo Wilhelm (siehe S. 57!).
Am 29.8.1708 war auf der Karlsburg große Hochzeit. Das Sundhäuser Kirchenbuch berichtet: „Des Edelgeborenen Herrn Bodo Dietrich Wagner, Churfürstlich Braunschweigisch Lüneburgischen Capitäns, auch Ritter und Erbsasse auf Sundhausen und seiner Frau Haye hinterlassene Tochter Martha Johanna Charlotte Wagner wird mit dem Leutnant Johann Friedrich Wagner, auch Erb- und Gerichtsherr auf Tettenborn, Großwechsungen und Steinsee auf dem adligen Ritterhofe allhier ehelich getraut.“ Und am 16.12.1709 wurde der „Wohledle Herr Johann Friedrich Wagner mit der Wohledlen Johanna Sophia Helder auf dem Saale seines Rittergutes getraut.“
1712 wurde der Familie Wagner vom Fürsten zu Schwarzburg zuerkannt, daß ihr schwedischer Adel auch in Deutschland gelte und daß sie sich Wagner von Carlsburg nennen dürfe. Von 1712 an besteht demnach der Name Karlsburg für die Burg Sundhausen zu Recht.
Der Sohn des Johann Friedrich Wagner war Ernst Friedrich Wagner von Karlsburg.
1770 verließen die Karlsburger Sundhausen, jedoch ohne ihren Besitz zu veräußern, und wohnten hundert Jahre auf ihren anderen Ländereien in der Lausitz.
1858 war der Karlsburger Besitz 781 Morgen groß.
Alfred von Carlsburg
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Mara von Carlsburg
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Hochzeit von Alfred und Mara von Carlsburg
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Hellmuth von Carlsburg
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1870 zog ein Alfred von Karlsburg wieder nach Sundhausen. Er war verheiratet mit Maria Freiin von Ungarn – Starnberg und lebte mit ihr auf großem Fuße. Zunächst verpachtete er sein Rittergut, waltete aber noch jahrelang auf der Karlsburg als Amtsvorsteher, bis er schließlich 1904 seinen ganzen Besitz an die emporstrebende Familie Schreiber in Nordhausen verkaufte und nach Dresden verzog.
An diese letzten Karlsburger können sich heute noch, d.i.1960, die ältesten Sundhäuser erinnern. Herr Alfred von Karlsburg ließ sich Baron von Karlsburg nennen, und die Frau Baronin unterschrieb sich „Mara von Karlsburg, geborene Freiin von Ungarn – Starnberg, Schwedische Reichsfreiherrin.“ Sie hatte 6 Kinder, die alle hier auf der Karlsburg geboren wurden.
Es waren:
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Horst von Karlsburg, Kapitänleutnant der Reserve in Lehe bei Hanover.
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Hellmuth von Karlsburg. Er wohnte in Zeschnig in der Sächsischen Schweiz und besaß ein kleines Wappen aus Eichenholz.
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Fred – Ingeborg von Karlsburg, sie heiratete einen Dr. med. Gutmann und wohnte in der Beuchtstraße in Dresden. Sie hatte ein ganz altes, großes Wappen, das sie in Ehren hielt.
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Frau von Holst, verheiratet mit Sanitätsrat von Holst in der Reichsstraße in Dresden.
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Karin von Rosen
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Ursula von Karlsburg. Sie verstarb sehr früh und liegt auf dem Begräbnisplatz der Familie auf dem Friedhof von Sundhausen nördlich der Uthleber Landstraße begraben. Einen solchen Platz nennt man hier Erbbegräbnis. Dieser Platz reicht von dem Prophetischen bis zum Kratzschen Erbbegräbnis.
Die Freiin Mara von Karlsburg schreibt um 1930 in einem Briefe an Pastor Sachtleben, den Sundhäuser Chronisten: „Unser alter, später vom Pächter benutzter Stand in der Kirche ist dem Pastorenstand gegenüber. Der von meinem Mann bevorzugte Stand befindet sich über dem Erbbegräbnis unterm Turm.“ Die Schreiberin war an ihrem Lebensende völlig erblindet.
Hellmuth von Karlsburg schreibt zur gleichen Zeit: „Ich bin der jüngste Sohn des letzten Besitzers der Karlsburg, und da ich auch dort geboren bin, hänge ich sehr an meiner früheren Heimat, deren Verlust ich kaum verschmerzen kann.“
Weitere Familienmitglieder derer von Carlsburg:
Weitere Einzelheiten zur Karlsburg siehe:
- Haus Nr. 45, später Karlsburger Straße 10 (Karlsburg)
- Karlsburg